Logbuch (3)

Über das Schreiben

Schreiben begleitet mich schon sehr lange. Nicht nur hier jetzt neu auf dem Blog, sondern auch schon einige Jahre bei Instagram und weit davor in meinen Tagebüchern. Doch warum ist schreiben eigentlich so eine hilfreiche Sache?

Unser Gehirn ist ein Meisterwerk. Jeden Tag vollbringt es wahre Meisterleistungen und wir denken und fühlen 24/7. Schon mal versucht eine Minute an wirklich rein gar nichts zu denken?

Kurz ein Ausflug ins Arbeitsgedächtnis, denn das wird unteranderem hierbei gleich wichtig.

Der imaginäre Notizzettel

Das Arbeitsgedächtnis ist kein bestimmter Gedächtnisteil, wie man aufgrund des Namens fälschlicher Weise annehmen könnte. Vielmehr handelt es sich hierbei um Prozesse, die dafür sorgen, dass Informationen als aktive Signale für uns abrufbar gehalten werden. Hier entscheidet sich, ob wir etwas in unser Langzeitgedächtnis überführen oder es vergessen. Das Arbeitsgedächtnis ist quasi eine Art imaginärer Notizblock, auf dem Informationen erstmal zwischengespeichert werden und dieser Notizblock ist ein Teil des Kurzzeitgedächtnisses (Rita Carter, Das Gehirn, S. 157 & 250).

Was passiert jetzt, wenn immer mehr Informationen auf den Notizzettel geschrieben werden? Er wird immer voller, unübersichtlicher, bis kein Platz mehr da ist und wir Dinge wieder wegradieren müssen, damit wieder Platz für neue Dinge da ist. Auch kostet es Energie immer wieder auf unseren inneren Notizzettel zu schauen, wenn wir eine Sache nicht vergessen wollen.

„Ich muss heute noch xy anrufen.“ 
„Das Geschenk für x muss ich nachher noch einpacken.“
„An den Termin morgen muss ich unbedingt denken.“

Immer wieder braucht es hier Energie, damit diese 
Informationen nicht in Vergessenheit geraten. Was das tatsächliche Aufschreiben von Informationen nun bringt ist somit eine Entlastung unseres Gehirns. Was auf einem tatsächlichen realen Zettel geschrieben steht, daran muss sich unser Gehirn nicht ganz immer wieder allein erinnern. Das schafft Kapazitäten, die wir anderweitig nutzen können.

Aber auch unabhängig von Aufgabenlisten kann schreiben helfen. 

Der stille Zuhörer

Wie erwähnt schreibe ich selbst Tagebuch. Hier geht es weniger darum auf Papier zu bringen was ich an Tag x so erlebt habe, sondern dort finden Gedanken und Gefühle einen Platz, die mich beschäftigen. Auch hier gilt: Was auf Papier steht, kann der Kopf leichter gehen lassen, denn es ist ja festgehalten und gespeichert, auch wenn es erstmal in Vergessenheit gerät.

Schreiben kann außerdem Struktur schaffen. Per Hand zu schreiben noch mal mehr als per PC. Per Hand braucht einfach etwas mehr Zeit und es muss anders überlegt werden, was wie aufs Papier gebracht werden soll. Und neben der Struktur können geschriebene Worte auch helfen zu analysieren, was gerade so los ist. Grübelschleifen können so bspw. aufgelöst werden. Die eigenen Gedanken und Gefühle werden von etwas Nebulösem zu etwas Greifbarem.

Papier hört geduldig zu. Es stellt keine Rückfragen, gibt keinen Rat. Es ist einfach da und gibt dem Raum, was gerade Raum braucht.

Probier es mal aus. Zum Beispiel mit einer Morgen- oder Abendseite.

Übung - Morgen-/Abendseite

Hierfür nimmst du dir ein Blatt Papier, ein Notizbuch oder was auch immer gerade zur Hand ist und natürlich einen Stift. Dann stellst du dir einen Timer von 10 Minuten. Sobald du den Timer startest, beginnst du zu schreiben und hörst nicht auf, bis die Zeit abgelaufen ist. Egal was dir in den Sinn kommt, ohne Plan. Es geht nicht darum etwas Sinnvolles aufs Papier zu bekommen, sondern frei heraus alles aufzuschreiben, was gerade hochkommt. Und wenn du 10 Minuten lang denkst „Ich weiß nicht was ich schreiben soll“, dann schreibst du 10 Minuten lang exakt diesen Satz aufs Papier. 

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