Was wir glauben, wer wir sind (1)

Rezension -
Was wir glauben, wer wir sind

Nesibe Özdemir ist Verhaltenstherapeutin in eigener Praxis. Neben einem eigenen erfolgreichen Instagram Account ist sie auch in einigen Youtube Videos, Berichten und Podcasts zu Gast gewesen und hat vor kurzem nun auch ihr erstes Buch veröffentlicht. In „was wir glauben, wer wir sind“ teilt sie ihre Expertise rund um das Thema Glaubenssätze.

Inhalt

Das Buch behandelt das Thema Glaubenssätze und durchläuft hierbei die Stationen „Entstehung“, „Aufrechterhaltung“ und „Veränderung“. Jedes Kapitel beginnt mit einem Dialog. Wir spielen quasi Mäuschen bei den Unterhaltungen zwischen Nesibe und ihren jeweiligen Patient:innen und werden dann im Laufe des Kapitels anhand dieser anfänglichen Informationen weiter durch das jeweilige Thema geführt. Hier bekommen wir zum einen fachliche Informationen wie Definitionen und Modelle näher gebracht, aber auch viele Reflexionsfragen, die wir selbst uns stellen können, wenn wir an unseren Glaubenssätzen arbeiten möchten.

Neben dem Hauptfokus des Buches, also den Glaubenssätzen, werden auch immer wieder gesellschaftlich relevante Themen eingestreut. Sei es Elternschaft und Kinderlosigkeit, Missbrauch oder sexuelle Identität.

Meinung

Vorab zur Einordnung: Ich habe das Buch aus Sicht der Psychologiestudentin und Mentorin gelesen.

Was wir glauben wer wir sind ist kein klassisches Sachbuch aus dem psychologischen Bereich. Viel mehr ist es eine Mischung aus Erfahrungsbericht und Fachliteratur.

Die Dialoge zu Beginn der Kapitel schafften für mich zunächst Nähe und brachten mich ins Mitgefühl mit den Betroffenen, weshalb das
Lesegefühl ein gänzlich anderes war als bei einem trockenen Sachbuch. Diese emotionale Komponente empfand ich als sehr förderlich für den Leseprozess und die Aufnahme, sowie das Verständnis der nachfolgenden fachlichen Inhalte. Die persönlichen Geschichten dienten als sehr angenehmer roter Faden.

An der Stelle der Hinweis, dass die Dialoge vermutlich (ich war ja nicht bei den Gesprächen dabei) an das Leseverhalten angepasst wurden. Aus meiner persönlichen Erfahrung (sei es der eigenen Therapie, den Mentorings oder den begleiteten Therapiestunden bei meinem Praktikum und nachfolgender Hospitationen) sind Erkenntnisgewinne und Dialoge zwischen Therapeut:in und Patient:in selten so linear und klar. Wir kennen es
sicher von uns selbst. Wir sprechen anders als wir schreiben.

Sowohl vom Aufbau her, wie auch inhaltlich ist Nesibes Buch für mich eine 10/10 und wurde bereits einigen Menschen aus meinem Umfeld empfohlen. Das Buch ist eine Empfehlung für alle, die sich auf fachlich ausgezeichnete Weise dem Thema Gaubenssätze befassen möchten.

Ich hoffe sehr, dass es nicht Nesibes letztes Buch bleiben wird.

Zitat

„Uns selbst und unsere Geschichte aus der Perspektive anderer Menschen zu sehen, gibt uns wertvolle Informationen, die wir alleine niemals erhalten könnten.“
(S. 227)

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